Die gute Nachricht zuerst: die Gemeinde hat den NABU Barleben mit der Pflege der Obstbäume in unserer Gemeinde beauftragt. Sie lässt sich das für dieses Jahr 6000€ kosten. Bis Ende März wurden Bäume bei Nordgermersleben und zwischen Bebertal und Rottmersleben geschnitten. Für den NABU sind Yves Bloege (Barleben) und Thomas Koch (Hakenstedt) tätig. Das Ziel ihrer Arbeit ist, „die Bäume wieder in Form zu bringen“ so Thomas Koch, „dazu zählt, die Kronen zu stabilisieren und zu revitalisieren. Obstbäume lassen sich bei regelmäßiger Pflege gut verjüngen, und wer sich jung hält, der wird bekanntlich alt“, schmunzelt der gelernte Gartenbauer. „Die alten Bäume sind insbesondere wegen ihrem hohen Höhlen- und Strukturreichtum für viele Arten wie Fledermäuse, Totholzkäfer aber auch Vögel und Insekten besonders wertvoll. Die Pflege in der 2. Lebenshälfte ist daher für den Erhalt der Obstbäume sehr wichtig, da sie sonst meist vorzeitig aus Verkehrssicherungsgründen beseitigt werden,“ ergänzt Yves Bloege.
Die schlechte Nachricht: alle, wirklich alle Obstbaumreihen haben auf den Grünstreifen zu wenig Platz. Zum Feldweg sind es meist nur 1,5 bis 2,0 m, und feldseitig wird häufig bis direkt an den Stamm heran gepflügt. Ihr Kronendurchmesser beträgt mindestens 8 – 10 m, doch diesen Platz gönnt man ihnen erst ab einer Höhe von 5-6 Metern, so dass nahezu alle Bäume in den letzten Jahren unnatürlich hoch aufgeastet wurden. Kein Jungbaum kann unter diesen beengten Randbedingungen entsprechend obstbaumtypisch entwickeln. Die Obstbäume sind dadurch häufig verstümmelt, wurden z. T. sogar regelrecht halbiert und dadurch fast immer in ein Ungleichgewicht gebracht, so dass nach anfänglichem Schiefstand die Fällung aus Sicherheitsgründen folgt. So verschwindet allmählich Baum für Baum ersatzlos aus unseren Alleen.
Unser Straßenobst hat keine wirtschaftliche Bedeutung mehr und erhält daher auch keine Wertschätzung. Ehrlicherweise kann man nicht nur der größeren Technik und den rücksichtslosen Landwirten die Schuld geben, denn es sind vornehmlich wir, die Äpfel und Birnen ferner Herkunft in Supermärkten kaufen und damit die Ausräumung unserer Landschaft forcieren.
Es wird Zeit bodenständiger zu denken, Bauern und Verkäufer nach regionalem Obst zu fragen, Gemeindevertretern die willkürliche und unfachmännische Verstümmelung unserer Feldgehölze anzuzeigen sowie Landwirten in ihre Bewirtschaftungsgrenzen zu weisen, um so für unsere Bäume den notwendigen Raum und Respekt zurück zu erhalten, die sie zum Leben brauchen.
Yves Bloege und Thomas Koch haben ihre Pflegearbeit in der Hohen Börde dokumentiert.
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