Alle Beiträge von Harald Rohr

Die Birnenallee: Wegwerfen verboten!

Beamte sind auch nur Menschen: im Zweifelsfall die sichere Seite wählen. Den 2015-05-04 Birnen-7Buchstaben des Gesetzes so hinbiegen, dass mir jeder denkbare Ärger erspart bleibt. Wer kennt das nicht, auch ohne im Dienst unserer Behörden zu stehen! Eine kräftige Prise dieser Haltung könnte im Spiel gewesen sein, als unser Landkreis sich die historische Birnenallee in der Ortschaft Rottmersleben unter die Lupe genommen hat. Verkehrsrechtlich eine Kreisstraße, im wirklichen Leben eine gepflasterte, ziemlich rumpelige, sehr schmale und deshalb kaum noch befahrene romantische landwirtschaftliche Nebenstraße. Eigentlich dient sie nur noch dazu, einem ziemlich einmaligen Natur- und Kulturdenkmal den Rahmen zu bieten. Wo sonst in ganz Mitteleuropa, sagen Fachleute, gibt es das ein zweites Mal: eine ganze Allee, nur von ausgewachsenen Birnbäumen vieler verschiedener Sorten gesäumt. Vor drei Generationen gepflanzt in der Absicht, sie wirtschaftlich zu nutzen und auch zu pflegen. Die DDR-Planwirtschaft hat die Birnenallee dann vom Nazistaat geerbt, genutzt und notwendigerweise auch gärtnerisch in Schuss gehalten. Das verlangen Obstbäume nun einmal zwingend. Im neuen Deutschland nach 1990 ist die Birnenallee von Rottmersleben ohne Nutzungskonzept und wegen knapper Kassen dann auch ohne regelmäßige Obstbaumpflege geblieben. Die logische Folge kennt jeder Obstbauer: im Laufe der Jahre sammelt sich in den Kronen jede Menge Totholz. Die Birnenallee: Wegwerfen verboten! weiterlesen

Wendehals – Wohnung verzweifelt gesucht

Wenn man bei uns im Dorf vom Wendehals spricht, gilt es, Missverständnisse zu vermeiden. Ich rede nicht von den Landsleuten, die nach 1989 in der damaligen DDR allzu eilfertig der Staatspartei den Rücken zukehrten, nachdem sie ihr zuvor über Jahrzehnte treu zu Diensten waren. Ich meine den so selten gewordenen drosselgroßen Vogel, jynx torquilla, aus der Großfamilie der Spechte. Letztes Jahr noch wurde er hier in der Feldflur von einem Jäger gesehen und gehört. Auf diesen Zeugen ist Verlass. Heute, im späten Schneewinter 2013, macht es keinen Sinn, nach ihm Ausschau zu halten. Der Wendehals ist ein Zugvogel. Den Winter verbringt er südlich der Sahara. Dann kann man sich sogar am Kongo-Strom nach ihm auf die Suche machen. Wendehals – Wohnung verzweifelt gesucht weiterlesen

Bäume vertragen was

Leute, regt euch nicht auf! Bäume vertragen was. Das bisschen Kettensägenmassage steckt eine erwachsene Linde locker weg. Äste ab, ratzeputz? Der nackte Stamm, wie bei der da drüben am Friedhofseingang? Na und? Da kannst du fast daneben stehen bleiben und warten, wie sie ihre ersten Nottriebe schiebt. Im übernächsten Sommer sieht das schon richtig grün aus. Die tellergroßen Schnittstellen werden dann auch längst nachgedunkelt sein und viel weniger auffallen. Das Laubfegen im Herbst geht dann ratz-fatz über die Bühne. Und bei den Faulstellen, die es vielleicht mal geben könnte, soll mal einer beweisen, dass das was mit unserer etwas gründlicheren Schnibbelei zu tun hat.
Ich erlaube mir, auszusprechen, was ehrbare Mitbürgerinnen und Mitbürger, geleitet durch ihre Interessen wahrscheinlich denken. Und ich muss zugeben: meine Mitbürger haben recht. Schwerverletzte haben mitunter ein langes Leben. Bäume vertragen was weiterlesen

Notbremsung in Hohenwarsleben – Gemeinde, Landkreis, Baumschutz-Bürgerinitiative – und 151 Pappeln

Rotmilane mögen Pappeln. Landwirte mögen sie weniger. Genauer gesagt die Hybridpappeln, die in unserer baumarmen Börde zu so etwas wie Charakterbäumen geworden sind. Die Behörden der DDR haben dazu wesentlich beigetragen. Sie ordneten die Anpflanzung der schnellwüchsigen ursprünglich landesfremden Holzproduzenten an.
Rotmilane mögen Pappeln, weil sie sich als Horstbäume anbieten. Wer Näheres wissen möchte, frage nach beim NABU, dem sachkundigen Naturschutzverband. Landwirte runzeln die Stirn, weil Hybridpappeln an Feldrändern mitunter zu Astbruch neigen. Ihr starkes Wurzelwerk kann auch einmal bis in einen Acker hinein wachsen. Moderne Landmaschinen sind teure Investitionen. Notbremsung in Hohenwarsleben – Gemeinde, Landkreis, Baumschutz-Bürgerinitiative – und 151 Pappeln weiterlesen

Der Baum der Kindheit

 

Auf einer „Lindenstraße“ mal so eben acht von zehn mindestens hundertjährigen Linden mit Steiger und Kettensäge durch Laienhand ihrer Schönheit und vor allem ihrer Vitalität zu berauben – vermutlich, weil Mitbürger mit genug Vitamin „B“ in der Hinterhand sich mit lokalen Entscheidungsträgern kurzgeschlossen haben. Da kommt schon heftiger Bürgerunwille auf, und das nicht nur bei mir. Der Baum der Kindheit weiterlesen